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Rudolf Mauersberger: Orgelwerke

Am 1. August war Enrico Langer im Rahmen des Dresdner Orgelsommers an der großen Jehmlich-Orgel der Kreuzkirche zu hören, wo er unter anderem zwei Werke Rudolf Mauersberger spielte. Aus seiner Beschäftigung mit dessen Musik ist zuvor bereits eine Aufnahme aller Orgelwerke des Kreuzkantors beim Altenburger Label „Querstand“ hervorgegangen – es ist die erste Gesamtaufnahme. Und dies nicht an irgendeinem Instrument, sondern an der Walcker-Orgel der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz. Rudolf Mauersberger war als Jugendlicher in Annaberg zur Schule gegangen und hatte damals Kirche und Orgel nicht nur kennengelernt, sondern das Instrument auch gespielt. St. Annen blieb Rudolf Mauersberger bis ins hohe Alter treu, noch 1968 trat er hier mit seinem Kreuzchor auf, dessen Kantor er von 1930 bis zu seinem Tode 1971 war.

Das Œuvre Rudolf Mauersbergers ist maßgeblich von Kirchenmusik bestimmt, vor allem Chorwerke und Bearbeitungen sind es, aber auch einige Werke für die Orgel. Drei sind während seines Leipziger Studiums entstanden. Sein damaliger Lehrer Stephan Krehl hatte, den „musikalischen Anarchisten“ (Krehl) dieser Zeit entgegenzuwirken, Wert darauf gelegt, dem Nachwuchs ein der Tradition verpflichtetes Rüstzeug mitzugeben. Den Bezug auf diese Tradition (Bach), aber auch den Zeitgeist im Umgang mit derselben (Reger) merkt man den Werken RMWV 445 bis 447 deutlich an. Enrico Langer nutzt die Möglichkeit einer weiten und offenen Klangentfaltung im Kirchenraum, vor allem das Präludium aus 446 und die Introduktion aus 447 schöpfen aus dem romantischen Reichtum der Walcker-Orgel. Geistreich und farbenprächtig klingt dies, während die klassischen Formen der Fuge, der Ciaconna oder der Passacaglia architektonisch und durchdacht hervortreten und von Klarheit geprägt sind.

Ergänzt werden die drei Stücke durch zwei Choralbearbeitungen: „O komm, du Geist der Wahrheit“ sowie „Hinunter ist der Sonne schein“. Diese, in Dresden 1965 und Eisenach 1926/27 entstanden, werden jeweils in der Fassung für Orgel und Blasorchester gespielt. Aber auch der Choral aus RMWV 445 „Introduktion, Ciaconna und Choral“ enden in dieser Besetzung. Die Choralbearbeitungen stellen natürlich einen großen Gegensatz zu Mauersbergers ureigenen Schöpfungen dar.

Sowohl in den Mauersberger-Originalen wir auch in seinen Bearbeitungen (und in der Wiedergabe durch Enrico Langer) zeigt sich deutlich eine Hervorhebung von Melodik und Form (was im Sinne Stephan Krehls gewesen sein dürfte). Ausser der Brücke zwischen unterschiedlichen Werken der Orgelliteratur Rudolf Mauersbergers schlägt die Aufnahme aber auch jene zur Erzgebirgischen Bläsertradition. Das klangschöne Brass-Collegium St. Annen unter der Leitung von Tobias Vogel wurde eigens für dieses Vorhaben aus Musikern der Erzgebirgsregion zusammengestellt und soll auch künftig das Musikleben der Annenkirche bereichern.

Wolfram Quellmalz

www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/art/neue-werke-fuer-violoncello-orgel/hnum/6129727

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