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Musik und Dichtung

Der neu erschienene Band Schumann Studien 11 vereint 29 Beiträge zum Thema Robert Schumann - Musik und Dichtung. Er wurde im Auftrag der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e. V. von Thomas Synofzik und Ute Scholz herausgegebenen.

Noch im Jahr 1846 notierte Robert Schumann in sein Tagebuch: "Es drängte mich immer zum Produciren, schon in den frühesten Jahren, war's nicht zur Musik, so zur Poësie". Unter dem Titel "Robert Schumann - Musik und Dichtung" widmete sich im Schumann-Jubiläumsjahr 2010 die 20. Wissenschaftliche Arbeitstagung in Zwickau dieser musikalisch-literarischen Doppelbegabung im Rahmen einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz mit Musik-, Literatur und Medienwissenschaftlern aus Deutschland, den USA, Kanada, Frankreich und Österreich. Es handelte sich um die umfangreichste der zahlreichen nationalen und internationalen Tagungen im Schumann-Jubiläumsjahr, die neben Zwickau u. a. auch in Leipzig, Stuttgart, Basel und Maryland (USA) stattfanden.

Im Schaffen Robert Schumanns erreicht die für die romantische Ästhetik zentrale Verbindung der Künste einen Gipfelpunkt: Musik und Dichtung sind hier auf das Innigste verwoben. Literarische Werke dienten Schumann in seinen Instrumentalkompositionen als inhaltliche oder formale Vorlagen, die musikalischen Werke werden somit selbst zu Tondichtungen. Seine Vokalwerke zeigen ein bis dahin ungekanntes Niveau der Verbindung von Wort und Ton. Der vorliegende Band dokumentiert die Ergebnisse der interdisziplinären Zwickauer Tagung mit den Schwerpunkten Literarische Einflüsse der Zwickauer Zeit, Literarische Werke Schumanns, Späte Vokal- und Instrumentalwerke sowie Lieder und Dichterbeziehungen.

Mit Schumanns Lebensjahren in Zwickau befassen sich mehrere Aufsätze: zur verlegerischen Tätigkeit des Vaters August Schumanns, zu den Aktivitäten des Zwickauer Theaters in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sowie zu Schumanns Deutschunterricht am Lyzeum. Einige Studien beschäftigen sich mit dem Einfluss literarischer Gattungen (Novelle, Märchen) auf Schumanns Musik. Andere erkunden die literarischen Sujets seiner Ouvertüren und seine wohl überlegte Wortwahl etwa in Werktiteln und musikalischen Anweisungen. Auch Schumanns eigene schriftstellerische Auseinandersetzung mit Musik wird zum Gegenstand der Analyse. Eine grundlegende Abhandlung widmet sich den schillernden Begriffskombinationen der Wortfelder Musik und Poesie bei Schumann. Naturgemäß befasst sich eine Reihe von Beiträgen mit Schumanns Beziehungen zu einzelnen Dichtern und ihren Werken: zu Lord Byron, Adalbert von Chamisso, Joseph Eichendorff, E. T. A. Hoffmann, Elisabeth Kulmann, Eduard Mörike, Jean Paul sowie Ernst Schulze. Wie das Komponieren von Gedichten von statten gehen konnte, wird am Beispiel des Liederzyklus' Myrthen beschrieben. Eine weitere Studie geht den Lebenswegen von Schriftstellerinnen in Schumanns unmittelbarem Umfeld nach. Wenig bekannt - und hier umfassend dokumentiert - sind Übersetzungen von Schumann-Liedern ins Französische und Italienische. Wie Schumann Tempo rubato einerseits in seinen Liedern, andererseits in seinen Klavierwerken einsetzt, thematisiert eine aufführungspraktische Studie. Schließlich wird auch die Rolle untersucht, die Schumann als Filmheld im UFA-Film Träumerei (1944) zugeschrieben wurde.

Abgedruckt finden sich nicht zuletzt eigene Texte von Schumann selbst - so Ausschnitte der frühen Gedichtsammlung Blätter und Blümchen aus der goldenen Aue, das Fragment des Briefromans Bernard von Nontelliers sowie Fragmente einer geplanten Till-Eulenspiegel-Oper.

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Broschur, 636 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 48 Euro für Mitglieder der Robert-Schumann-Gesellschaft e. V. 36,80 Euro

ISBN 978-3-89564-167-1

STUDIO.VERLAG

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Inhalt

Michael Beiche

Von der Gigue zum Rundgesang. Zur Betitelung instrumentaler Werke Robert Schumanns

Sylvi ne Dela nnoy

Vom literarischen Märchen zum musikalischen Märchen bei Robert Schumann

Arnfried Edler

Schumanns Novellenlektüre zu Beginn der 1830er Jahre

Florian Edler

Schumanns Musikkritik im Kontext der Neuen Zeitschrift für Musik

Hansjörg Ewert

Dichterisches Bewußtsein. Gedanken zum Literaturbezug von Schumanns Kreisleriana-Fantasien

Jon W. Finson

The Sources for the Texts of Schumann's Op. 95: Philological Problems

Martin Geck

Jean Paul als »Kontrapunktlehrer« Robert Schumanns

Rebecca Grotjahn

Das Komponieren von Gedichten: Schumanns Liederzyklus Myrthen

Rufus Hallmark

Chamisso's and Schumann's Gender Stereotyping Reconsidered

Michael Heinemann

Schumann und Eichendorff

Reinhard Kapp

Poesie der Musik, Poesie in der Musik, poetische Musik Was soll das heißen?

Armin Koch

Zu Robert Schumanns und Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertouvertüren mit Sujet

Bernd Kortländer

»Am meisten verlangt's mich nach einer Oper«. Zu Schumann Projekt einer Till Eulenspiegel- Oper

Anhang: Robert Schumann, Till Eulenspiegel

Harald Krebs

Zur Deklamation in Robert Schumanns Kulmann Lieder op. 104

Josep h A. Kruse

Doppelsinn der Töne. Zur Versprachlichung musikalischer Absichten bei Schumann

Helmut Loos

Zu den literarischen Phantasien des jungen Schumann

Felicitas Marwinski

Der Verleger August Schumann und »seine« Übersetzer. Einblicke in die Gestaltung einer Verlegerserie in den 1820er Jahren

Eberhard Möller

Robert Schumann und das Zwickauer Theater

Gerd Nauhaus

Der unromantische Romantiker - ein vergessener Dichter der Schumannzeit

Kazuko Ozawa

Der Tondichter und die Dichterinnen

Herbert Schneider

Schumanns Lieder in singbaren französischen und italienischen Übersetzungen

Ute Scholz

Robert Schumanns Gedichtsammlung Blätter und Blümchen aus der goldenen Aue

Wolfgang Seibold

Schumann und Mörike

Sezi Seskir

The pianist as singer: Tempo rubato in Robert Schumann's songs and piano music

Thomas Synofzik

Briefe als Literatur - Über fiktive und reale Briefe Robert Schumanns

Anhang: Robert Schumann, Bernard von Nontelliers (Fragment eines Briefromans)

Ulrich Tadday

Gottfried Hertels Ansichten über den Unterricht in der deutschen Sprache und Robert Schumanns Deutschunterricht am Zwickauer Lyzeum

Anhang: Faksimile Gottfried Hertel, Ansichten .

Isabell Tentler

Robert Schumanns Manfred op. 115. Textwahl und -gestaltung

John C. Tibbetts

Schumann on Film: Träumerei (Germany, 1944)

Matthias Wendt

Compilator - Plagiator - Raubkopierer.

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