CD |

Gelungene Mischung

»La Dresda Galante«

Der Dresdner Hof war im 18. Jahrhundert ein kunstsinniger und weltoffener. Italien spielte schon früh eine bedeutende Rolle, sei es in den Bildenden Künsten oder der Musik. Das Zürcher Kammerorchester unter der Leitung Renate Steinmanns hat fünf Werke im italienischen Stil, die am Dresdner Hof gespielt wurden oder sogar für dessen Kapelle entstanden waren, auf seiner neuen CD vereinigt. Dazu zählen das Concerto g-Moll (RV 577), das Antonio Vivaldi dem Dresdner Konzertmeister Johann Georg Pisendel und seinem Orchester gewidmet hat, ebenso wie ein Concerto des Dresdner Hofkomponisten Johann David Heinichen und ein Cembalokonzert Wilhelm Friedemann Bachs. Allesamt verkörpern die Zeit des „Galanten Stils“, und doch unterscheiden sie sich in Charakter und Architektur erheblich, was zur Abwechslung des Programms beiträgt. Mehr noch – mit Ausnahme Vivaldis sind die Werke im Konzertleben kaum einmal zu hören! Vieles erweist sich beim Hören als Bereicherung.

Der noch heute verwendete Begriff „Kapelle“ für das Orchester leitet sich vom sakralen Kirchenbau und dem dort gepflegten Gesang ab. Das erinnert einerseits daran, dass die Dresdner Hofkapelle – anders als die Sächsische Staatskapelle heute – damals in erster Linie für die Kirchenmusik verantwortlich war, während Oper und höfische Konzerte erst nachgeordnet standen. Entsprechend ergänzen eine Motette Johann Adolf Hasses sowie eine (weltliche) Kantate Giovanni Alberto Ristoris die Aufnahme – mit Ausnahme Vivaldis waren alle Komponisten in Dresden für den Hof tätig. Dieser bevorzugte klar die Virtuosität des galanten, italienischen Stils, dagegen fand man den Schreibstil  Johann Sebastian Bachs „provinziell und zu gelehrt“, wie das Beiheft zur CD Auskunft gibt.

Das junge Zürcher Barockorchester zeigt sich virtuos im Spiel. Zwar verwendet es alte Instrumente, jedoch keine Darmseiten und Barockbögen. Damit ergibt sich ein heller, klarer und strahlender Klang. Wer sich mit „alter Musik“ schwertut, sie dunkel oder die Intonation gewöhnungsbedürftig findet, hat mit dieser Aufnahme eine passende Alternative für die Ohren des 21. Jahrhunderts. Durch die kleine Besetzung und Leichtigkeit im Spiel erscheinen die Werke trotzdem nicht dick aufgetragen und kommen ohne romantisierendes Beiwerk aus.

Miriam Feuersingers glockenheller Sopran ist eine Bereicherung für die Stücke, die sie mit reichen Verzierungen ausstattet. Man staunt, dass die Aufnahme in einem Radiostudio entstanden ist, denn gerade beim Gesang lassen die Nachhallzeiten an einen Kirchenraum denken.

Gelungen ist auch der Einführungstext des Beiheftes (Deutsch und Englisch), welches auch die Gesangstexte (diese auch in Italienisch) enthält.

Wolfram Quellmalz

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