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Claudio Monteverdi »Marienvesper«

Von der ersten Note an ein Fest

Monteverdis „Vespro della Beata Vergine“ – so der vollständige Titel – entstammt einem Sammeldruck, den der Komponist wohl auch im Hinblick auf einen erhofften Besuch bei Papst Paul V. 1610 herausgegeben hat und setzt sich aus einer Messe sowie Vespergesängen zusammen, wobei zwischen den Psalmvertonungen noch instrumentale Stücke, der Kontemplation dienenden „Concerti“, eingefügt sind. Monteverdi hat dies wohl vor allem als „Möglichkeit“ geschaffen. Man geht davon aus, dass es zunächst nicht zu einer Aufführung oder Uraufführung des gesamten Werkes gekommen ist. Dafür sprechen auch die unterschiedlichen Besetzungen der Werkteile. Wolfgang Katschner hat in seiner Aufnahme jedoch alle Teile berücksichtigt und gibt dem Musikfreund damit 80 Minuten Musik in die Hand bzw. ans Ohr.

Gleich mit dem ersten Ton hört man – das ist amarcord. Doch obwohl man den typischen Klang der fünf Leipziger zunächst erkennt, ist er nicht das prägende Element der Aufnahme. Vielmehr gelingt es Leiter Wolfgang Katschner, die Stimmen – es sind auch fünf Gäste dabei – und sein Ensemble der Lautten Compagney harmonisch zu vereinigen.

Das Orchester gehört zu jenen, die den „alten“ Klang pflegen, ein Blick auf den Besetzungszettel bestätigt dies: mit Dulcian, Theorbe und Gambe, aber auch alten Streichinstrumenten und Posaunen sorgt die Lautten Compagney für einen tieferen, farbenreicheren Klang, der in die Klangwelt der Renaissance bzw. des Frühbarock entführt. Gleichwohl ist die Stimmung des Orchesters vergleichsweise hoch, die Tempi der Aufnahme flott.

Diese Marienvesper ist von der ersten Note an ein Fest. Ob im Wechsel der unterschiedlichen Sängergruppen und der Compagney, der Solisten oder im Basso continuo – selbst dieser ist vielfarbig angelegt. Durch die schlanke Besetzung sind stets alle Stimmen zu hören, egal, ob es sich um Solisten oder die Bassbegleitung handelt. So kann man beispielsweise im Laetatus sum jeden Sänger einzeln und klar verstehen und gleichzeitig die Stimme des Dulcians verfolgen. Bestechend ist die Qualität der Sänger, wobei diese auch von der technischen Qualität der Aufnahme und dem Aufnahmeort, der Jesus-Christus-Kirche Berlin-Dahlem, profitieren. Davon zeugen nicht zuletzt Echowirkungen, wie man sie im Gloria Patri hervorragend hören kann. Nicht greller Glanz, samtiges Schimmern ist es, was Alte-Musik-Freunde so schätzen. Selbst bei einem abschließenden „Amen“ umgeht Wolfgang Katschner ein lautstarkes Singen oder crescendierende Posaunen. Am meisten beeindruckt diese Aufnahme aber mit dem Maß, in dem sie einen Gesamtklang erreicht, ohne Solisten herauszustellen.

Wolfram Quellmalz

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