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Bei einem Besuch des Lohengrin-Hauses las er am Klingelschild „Stipendiaten-Wohnung“. Der freischaffende Bühnenbildner und Kunst-Allrounder Mi Ander fragte nach – und kam. Das Resultat seiner Auseinandersetzung mit Wagner zeigt nun eine Sonderausstellung der Richard-Wagner-Stätten in Graupa.

Das multimediale Wagnermuseum im frisch restaurierten Jagdschloss Graupa mit der runderneuerten Wagner-Gedächtnisstätte Lohengrin-Haus katapultierten Graupa auf die Höhe anderer großer Wagner-Gedenkstätten. Im Hype des Wagnerjahres 2013 hatten über 20.000 Besucher in die beiden Häuser gefunden. 2014 waren es 13.500, heuer erwartet man mit erweitertem Veranstaltungsangebot wieder etwas mehr. 

Wo 1846 die Wagners wandelten

Bei freiem Logis in einer Wohnung, die ihm zum Atelier wurde, über Dielen, auf denen einstmals in Urlaubszeit der Königliche Kapellmeister gegangen, gesessen, gestanden hatte, war Mi Ander auf Suche nach „!Wagner!“. Erste Begegnungen mit ihm hatte er schon für eine Regieassistenz zum »Fliegenden Holländer« und einem Bühnenbild für »Isoldes Liebestod - Remix II«. Mi Ander stöberte ein Halbjahr lang, las, hörte, vertiefte sich im Archiv, den Musikalien der musealen Stätten. Der Wagner-Kultur-Pfad rundum die 450 Jahre alte Eiche im Park inspirierte ihn, droben am übermannshohen Wagner-Standbild von Richard Guhr im Liebethaler Grund wirkte Bombast. Täglich wanderte er sich die Füße fast wund mit meditativer Rast, wo Wagner seinerzeit gegangen ist. Namen gab er den Bäumen nach Parsifal, Amfortas, Kundry und Klingsor, und suchte Zusammenhang und Sinn.

Herausgekommen ist nach dieser Tor-Tour eine sehr poetische Ein-Raum-Collage im Ausstellungs-Seitenflügel des Schlosses. Mit Fundsteinen vom Wege, Notaten, Skizzen, Zeichnungen, Abschriften, übermalten Bilderkopien, Scherenschnitten. In Vitrinen, angepinnt der Wand. Handbeschriftet, gerahmt und gehängt auf mit gesinnungsbraun bespannter Wand. Assoziationen, wie sie transzendent bei permanenten laufender Beschäftigung mit „!IHM!“ so kamen. Kohlezeichnungen weisen auf Geistespersonen, die dem Künstler Brücke ins 19. Jahrhundert und zu Wagner sind. Dazu hat der Künstler auch noch zwei handfest-respektable Exponate in die Ausstellung gestellt. Die authentische Replik des Gral-Kelches der Parsifal-Uraufführung 1882 von Bayreuth: sie ist der Sammlung Adolf von Groß auf Burg Gnandstein entliehen. Das Weihefestspiel der Gralstaufe geht auf das mittelalterliche Parzival-Epos des Wolfram von Eschenbach zurück, mit dem sich Mi Ander besonders beschäftigte. Parsival, der Vater Lohengrins, gehöre gewichtig in die Kultur des Erinnerns nach Graupa. Wie auch Lohengrins Schwäne auf dem Teich – welche derzeit leider aus Plastik sind.

Die Bronze einer verpackten Büste, die Mi Ander in seiner Studienzeit fertigte, hat er auf einen Sockel gestellt, der mit »Richard Wagner« beschriftet ist. Das Verhüllte provoziert zur Frage, ob er denn Wagner gefunden habe? „Tatsächlich ist Richard Wagner eine derart große Persönlichkeit, dass immer nur eine Annäherung möglich ist. Ihn in einem halben Jahr finden zu wollen, wie ich jetzt weiß, ist ein ganz aussichtsloses Unterfangen. Aber der Versuch hat sich gelohnt, das Lohengrin-Haus ist ein erstaunlicher Ort, und es war mir eine Freude, hier zu arbeiten.“

Peter Bäumler

Mi Ander
Foto: Peter Bäumler

Sonderausstellung im Wagner-Museum Jagdschloss Graupa

<link http: www.wagnerstaetten.de>Richard-Wagner-Stätten Graupa
»Wanted Richard Wagner« Wagner + Parsifal + der Gral

Bis 31. Mai geöffnet
Di – Fr 11 – 17 Uhr,
Sa/So/Feiertag 10 – 18 Uhr

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