Der Sächsische Musikrat (SMR), der zahlenmäßig größte Dachverband für die Kultur in Sachsen, positioniert sich mit diesem Diskussionspapier zur anstehenden Öffnung des Kulturbereiches und wendet sich damit an den Freistaat Sachsen, die Landkreise und Kommunen in Sachsen.
Die Zuständigkeit für die Schließung oder die Öffnung von Kultur- und Bildungseinrichtungen liegt zunächst beim Freistaat Sachsen. Er erlässt auf dem Verordnungsweg, welche Einrichtungen schließen müssen und welche öffnen dürfen. Neben dem Freistaat Sachsen kommen insbesondere den Landkreisen und Kommunen hinsichtlich der Öffnungen eine wichtige Rolle zu. Der SMR erwartet, dass sich auch die Städte und Gemeinden offensiv für Öffnungen im Kulturbereich einsetzen. Mit der Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen sollen Einrichtungen der kulturellen Bildung (u.a. Musikschulen) ebenfalls wieder öffnen. Der weitere Kulturbereich muss spätestens dann seinen regulären Betrieb wiederaufnehmen, wenn Handel und Dienstleistungen öffnen. Wir wünschen uns eine verständliche und überzeugende Kommunikation von einheitlichen Regelungen im Freistaat Sachsen.
Impfen und Testen
Der SMR unterstützt eine Strategie, nach der die Vorlage eines Nachweises über eine Schutz-Impfung oder eines zertifizierten Schnelltests der uneingeschränkte Zugang zu Kultureinrichtungen, kulturellen Bildungseinrichtungen und Veranstaltungen gewährt werden kann.
Verantwortliches Handeln
Kultureinrichtungen, kulturelle Bildungseinrichtungen, Vereine, privatwirtschaftliche Unternehmen sowie Künstlerinnen und Künstler und Vereine haben in den letzten Monaten mit viel Solidarität auf die Erfordernisse aufgrund der Corona-Pandemie reagiert. Es wurden harte wirtschaftliche und künstlerische Einschnitte hingenommen. Der Schutz der Gesundheit von Menschen ist vordringlich. Es wurde und wird daher verantwortungsbewusst gehandelt.
Kulturräume sind Diskursräume
Der Kulturbereich leistet einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt in der Gesellschaft. Kunst und Kultur machen das Leben lebenswert, Kulturorte sind Debattenorte, Orte der demokratischen Auseinandersetzung und der gesellschaftlichen Verständigung. Sie sind wesentliche Erlebnis- und Bildungsorte, die kulturelle Bildung für alle Alters- und alle Bevölkerungsgruppen bereitstellen. Kultureinrichtungen und Kulturunternehmen sind ein wesentlicher Teil lokaler Bildungslandschaften, sie kooperieren systematisch mit Schulen und Kindertagesstätten und sie vereinen Angebote informellen Lernens, Spaß und Unterhaltung. Kunst kann dabei helfen, die Corona-Pandemie emotional zu verarbeiten. Wir unterscheiden daher in diesem Papier nicht zwischen den sogenannten öffentlichen Kultureinrichtungen, privaten Unternehmungen und der Arbeit in Vereinen in Sachsen.
Live
Das Live-Erleben von Kunst und Kultur – unabhängig von der künstlerischen Ausdrucksform – ist durch kein digitales Angebot ersetzbar. Das trifft ebenso für Kulturorte als Begegnungsorte zu. Der Shutdown zeigt, wie sehr Menschen einander und die Gemeinschaft brauchen. Kunst und Kultur stehen für diese Gemeinschaft. Kultureinrichtungen müssen daher zu den Ersten gehören, die wieder öffnen können. Kunst und Kultur sind essenziell für lebenswerte Kommunen und für die Werte, die unsere Gesellschaft bestimmen.
Der gesamte Kulturbereich braucht jetzt Perspektiven zur Öffnung.
Der Sächsische Musikrat fordert daher
Schrittweises Vorgehen
Jetzt muss es darum gehen, Öffnungsperspektiven zu schaffen, um die notwendigen Vorbereitungen für diese Öffnungen treffen zu können. Es ist erforderlich, einen Vorlauf und hinreichende Planungssicherheit zu ermöglichen. Dabei gehen wir von einer schrittweisen Öffnung der Institutionen und Unternehmen sowie einer Wiederaufnahme der Angebote aus dem Kulturbereich aus. Einrichtungen, von denen entweder durch die Art ihrer Angebote oder durch die Schaffung entsprechender Voraussetzungen ein geringeres Risiko für die Gesundheit ausgeht, z.B. Musikschulen oder Open-Air-Veranstaltungen sollten als erste geöffnet werden. Ebenso muss Planungssicherheit mit Blick auf das Offenhalten von Einrichtungen, wie Theatern und Konzerthäusern geschaffen werden.
Hygienekonzepte
Kultureinrichtungen, kulturelle Bildungseinrichtungen, Vereine und privatwirtschaftliche Unternehmen haben Hygienekonzepte. Sie haben Investitionen in Lüftungsmaßnahmen, Online-Ticketsysteme, veränderte Bestuhlung, Leitsysteme für Besucherströme, Begrenzung der Besucherzahlen, sanitäre Anlagen und anderes mehr getätigt, um die Einrichtungen sicher zu machen. Online-Buchungen oder persönliche Registrierungen ermöglichen eine Unterstützung der Gesundheitsämter, sollte eine Kontaktverfolgung erforderlich sein.
Musikpädagog/-innen sollen in die Impfkategorie 2 vorgezogen werden, da sie die gleichen Zielgruppen wie die KiTas und allgemeinbildenden Schulen erreichen. Der Impfstoff des Herstellers AstraZeneca könnte dafür primär angeboten werden.
Das Open-Air-Musizieren muss, unter Wahrung von Abstandsregelungen (grundsätzlich 1,5 m), für Gruppen bis zu vier Musiker/-Innen möglich sein.
Weitere Auflagen müssen mit Augenmaß und unter Einbeziehung der Expertise aus dem Kulturbereich erfolgen. Das gilt insbesondere hinsichtlich der Vorschriften zu Lüftungsanlagen und der Belegung von Theater- oder Kinosälen. Die Maskenpflicht muss der Maskenpflicht in der Gastronomie entsprechen, damit während der Veranstaltungen ein Konsum am Sitzplatz möglich ist.
Wirtschaftlichkeit
Vorgaben zur Öffnung von Kultureinrichtungen müssen im Grundsatz einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen. Zu rigide Vorschriften und enge Auflagen, zu niedrige Auslastungsgrenzen konterkarieren die Öffnungsperspektiven. Auch gilt es, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um private und öffentliche Kultureinrichtungen in der Öffnungsphase zu unterstützen, damit sie als Arbeit- und Auftraggeber auftreten und damit Impulse in den Kulturbereich hineinsetzen können. Dazu zählen eine stabile öffentliche Kulturfinanzierung der Kommunen, der Kulturräume und des Freistaates sowie eine adäquate Wirtschaftsförderung für Kulturunternehmen.
Landesweite Werbekampagne
Durch eine landesweite Werbekampagne in Kooperation mit »So geht sächsisch« soll auf die Wiedereröffnung des Kulturbereichs aufmerksam gemacht werden.
Sächsischer Musikrat e.V.
Dresden, 3. März 2021