Die Musikerinnen Mareike Neumann und Anna-Luise Oppelt erfahren mit ihren Schützlingen das Leben Johann Sebastian Bachs: Museen, Denkmäler und Lebensstationen werden entlang der Strecken durch Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen abgehakt. Und Musik? Musik gibt es natürlich auch...
"Alle Straßen endlos, Barrikaden gabs für uns doch nicht..." Nehmen wir Händel, beispielsweise. Der spielte Violine im Hamburger Opernhaus am Gänsemarkt, brachte seine Opern in Florenz und Venedig auf die Bühne, wurde Musiklehrer der Töchter des englischen Königs. Wolfgang Amadeus Mozart? Der kam schon als Wunderkind vergleichsweise weit herum. Dreieinhalb Jahre dauerte seine erste Tournee, die die Familie vor 250 Jahren über München, Frankfurt, Brüssel, Paris, London, Amsterdam und Zürich führte.
Johann Sebastian Bach dagegen? Der lebte von 1685 bis 1750 im heutigen Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Fühlte schon Unbehagen in sich aufsteigen, wenn ihn der junge Fürst Leopold von Anhalt-Köthen nach Berlin schickte, um ein neues Cembalo für den Hof zu erwerben. Als er 1720 von einer Reise aus Karlsbad zurückkehrte, war seine liebe Frau Maria Barbara in der Zwischenzeit gestorben; zwanzig Jahre später verließ er Berlin überstürzt, als er die Nachricht erhielt, Anna Magdalena ginge es schlecht. Nein, das Reisen war seine Sache nicht. Was uns Nachgeborenen indes die Möglichkeit gibt, die ganze Bachsche Topografie, vom Geburtsort Eisenach bis zum Sterbeort Leipzig, mit dem Rad zu "erfahren".
Mareike Neumann und Anna-Luise Oppelt, zwei junge Musikerinnen, haben diesen einzigartiger Zugang zu dem barocken Künstler für sich entdeckt und die Idee der musikalischen Radwandertouren daraus entwickelt. Auf den Spuren Bachs führen sie begeisterte Bach- und Fahrradliebhaber entlang der Lebens- und Schaffensorte des großen Komponisten. Unterwegs bieten die beiden Musikerinnen ihren Schützlingen exklusive Konzerte, hochkarätige Führungen und Musikbeispiele an den Originalschauplätzen des Bachschen Lebens. Mit ihrer ansteckenden Begeisterung haben sie auch andere begeistert: Wo Radtouristen sonst vor verschlossenen Türen stehen, erleben die Bach-Radler exklusive Führungen und singen – wenn gewünscht – gemeinsam einen Bachchoral. Zum Reisepaket gehört ein Rundum-Service mit Gepäckservice, Lunchpaketen und ausgewählten fahrradfreundlichen Hotels entlang der malerischen Strecke. Die Schirmherrschaft für »Bach by Bike« hat der Starbratschist Nils Mönkemeyer übernommen. Er wird zur Eröffnung der Touren am 30. Mai um 19.30 Uhr ein Konzert in der Georgenkirche in Eisenach spielen.
Die erste Variante der Tour führt in 300 Kilometern von Eisenach bis Leipzig. Eine zweite Tour schließt Köthen mit ein und hat eine Länge von 400 Kilometern. Weitere Stationen sind u.a. Wechmar als Stammort der Musikerfamilie Bach, Ohrdruf, Arnstadt, Dornheim, Erfurt, Weimar, Naumburg und Weißenfels. Die Radreisen führen auf landschaftlich reizvollen Routen durch den Thüringer Wald, das Ilmtal, entlang des Weinbaugebietes Unstrut/Saale und durch das Burgenland. Museen, Denkmäler und Lebensstationen wie zum Beispiel Bachs Traukirche in Dornheim werden dabei entlang der Strecke abgehakt. Wen jetzt das Bach-Fieber packt: ganz wenige Plätze sind dieses Jahr noch buchbar!
Martin Morgenstern