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Das 20. Jahrhundert in homöopathischen Dosen

Bis Mai 2013 konnte die Oper Leipzig ihre Besucherzahl um 17 Prozent auf 81.000 steigern. Zudem sei man auf dem besten Weg ein eigenes, tragfähiges Repertoire aufzubauen, erklärte der Intendant und Generalmusikdirektor, Ulf Schirmer. Insgesamt zwölf Premieren von Oper, Ballett und Musikalische Komödie tragen in der kommenden Spielzeit dazu bei. Der stellvertretende GMD Anthony Bramall übernimmt im April 2014 Strawinskys »The Rake's Progress« - ein vorsichtiges Zurücktasten in die vom Publikum zuletzt höchst zurückhaltend begrüßte Moderne.

Vom gewohnten Rhythmus der Opernpremieren hat man sich in Leipzig für die Spielzeit 2013/14 verabschiedet. Statt vier werden fünf neue Werke auf die Bühne gebracht. Nach dem Erfolg der diesjährigen Wagner-Festwoche – 10.500 Besucher konnten im Opernhaus begrüßt werden - bleibt Richard Wagner weiterhin auf dem Plan. Zunächst mit dem Frühwerk »Das Liebesverbot«, das im September 2013 seine Premiere erlebt und in Kooperation mit den Bayreuther Festspielen entstanden ist. »Der Ring des Nibelungen« wird im Dezember mit »Die Walküre« fortgesetzt.

Als „Kontrapunkt zum Ring“, so Schirmer, setzt das Haus auf die italienische Oper. Im Februar 2014 feiert deshalb Gaetano Donizettis »Don Pasquale« Premiere. Dazu gesellen sich noch weitere italienische Komponisten, wie Guiseppe Verdi mit »La Traviata«, »Nabucco« und »Rigoletto« sowie Giacomo Puccini mit »Manon Lescaut«, »Tosca« und »La Bohème«. „Die Leipziger lieben den Belcanto“, begründet Ulf Schirmer diesen Schwerpunkt. Doch mit Tagen der italienischen Oper erhofft sich der Opernintendant auch, mehr auswärtiges Publikum anzuziehen. „Die buchen dann gleich drei oder fünf Vorstellungen und geben sich den Overkill“, so der Intendant.

20. Jahrhundert in homöopathischen Dosen

Die vierte Opernpremiere gibt es dann im April 2014 mit Igor Strawinskys »The Rake’s Progress. Die Karriere eines Wüstlings«. Die Inszenierung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Teatro la Fenice in Venedig, wo das Werk 1951 uraufgeführt wurde. Das Stück sei ein vorsichtiger Versuch, den Spielplan zu erweitern. „Wir müssen ja mal anfangen, das 20. Jahrhundert zu präsentieren“, sagt Schirmer. Doch das geschehe mit Strawinskys „Klassiker im barocken Gewand“ erst einmal in „homöopathischen Dosen“.
Das Premieren-Highlight gibt es im Juni 2014: Zum 150. Geburtstag von Richard Strauss kommt »Die Frau ohne Schatten« nach Leipzig. Mit Gewandhaus-Musikern als Opernorchester verfüge man über ein Spitzen-Ensemble für dieses „Gipfelwerk der Spätromantik“, so Ulf Schirmer. Langfristiges Ziel des Hauses sei es, das komplette Repertoire mit eigenen Kräften besetzen zu können. Für »Die Frau ohne Schatten« schöpfte man jedoch noch einmal aus den Vollen. Als einen „Einkauf in der Gourmet-Abteilung“ beschreibt Franziska Severin, Operndirektorin und stellvertretende Intendantin, die Auswahl der Solisten. Gewinnen konnte man unter anderem Burkhard Fritz (Kaiser), Simone Schneider (Kaiserin), Doris Soffel (Amme), Thomas J. Mayer (Barak) und Jennifer Wilson (Baraks Frau).

Komödie und Ballett

Auch in der Musikalischen Komödie bleibt man Wagner in der kommenden Spielzeit treu. Zum Wagnerjahr hat das Haus ein Musical mit dem Titel »Wagners Ding mit dem Ring« in Auftrag gegeben. Die Musik stammt von Thomas Zaufke, aus dessen Feder auch die Musik zu dem Musical »Kein Pardon!« von Hape Kerkeling stammt. Die Texte für das Wagner-Musical schrieb Michael Heissig. Freunde der Operette kommen mit den Premieren von Franz Lehárs »Die lustige Witwe« im März 2014 und Richard Heubergers »Der Opernball« im Mai 2014 auf ihre Kosten. Mit Prokofjews »Romeo und Julia« setzt das Ballett der Musikalischen Komödie im Januar 2014 die Reihe von Handlungsballetten fort.

Mit einem dem neuen, alten Ballettdirektor und Chefchoreografen Mario Schröder, dessen Vertrag am Leipziger Opernhaus bis 2018 verlängert wurde, und drei Premieren geht schließlich das Leipziger Ballett in die neue Spielzeit. Im November 2013 kommt erstmals ein zweiteiliger Ballettabend mit dem Titel »Pax 2013« auf die Bühne, der sich aus der Rekonstruktion von „Pax questuosa“ von dem verstorbenen Ballettdirektor Uwe Scholz und der Uraufführung »Blühende Landschaften« von Mario Schröder zusammensetzen wird. Für die zweite Premiere im Februar 2014 erhält Mozarts »Requiem« eine Choreographie. „Es ist eines der Werke, das einen starken Körper in sich trägt und das förmlich das Inszenierung schreit“, so Mario Schröder. »Deca Dance« heißt die Produktion, die im Mai 2014 Premiere feiert. Hierfür konnte der Israeli Ohad Naharin von der Batsheva Dance Company Tel Aviv als Gastchoreograph gewonnen werden.

Ute König

http://www.anthony-bramall.de/termine.html
Anthony Bramall - Stellvertretender Generalmusikdirektor der Oper Leipzig. Gesangsstudium an der Guildhall School of Music and Drama in London. Aufbaustudium im Dirigieren bei Maestro Vilem Tausky. Parallel dazu musikalischer Leiter des Southend Symphony
Foto: Andreas Pohlmann

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