Interview |

Achtung, Talent!

Maja Schütze (Jahrgang 2002) aus Dresden war beim Internationalen Yasuo-Kuwahara-Wettbewerb im Oktober die jüngste Teilnehmerin und hat sich im Finale einen Sonderpreis erspielt, außerdem ist sie erste Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2021 mit Höchstpunktzahl.

Das sind deine Erfolge allein in diesem Jahr, das ist wirklich beeindruckend. Wie bist du eigentlich zu deinem Instrument gekommen? 

Maja: Ich bin mit meinem Bruder in die Musikschule gegangen, der dort Gitarrenunterricht hatte. Dort hat mich Birgit Pfarr, die bis heute meine Lehrerin ist, das erste Mal gesehen und mir mal eine Mandoline in die Hand gedrückt. Da war ich vier Jahre alt und was soll ich sagen, es hat von Anfang an Spaß gemacht.

Du liebst aber auch den Sport, war das Konkurrenz?

Maja: Ich bewege mich bis heute viel und gern, früher ging ich klettern, habe Fußball gespielt, später Basketball. Dabei habe ich mir aber den Daumen angebrochen. Seitdem gehe ich lieber schwimmen oder halte mich mit Work Outs fit.  Es ist schon wichtig, auf seinen Körper zu achten um in einer Balance mit dem Musizieren zu bleiben. Eine richtige Konkurrenz war das aber nie.

Wie hast du Sport, Schule und Üben unter einen Hut bekommen?

Maja: Da hat sich meine Mutter etwas ausgedacht und eine Übeschlange gemalt, mit einzelnen Stationen, die dann ausgemalt wurden, wenn ich geübt hatte. Wenn alle Felder ausgemalt waren, gab es eine kleine Belohnung. Meine Eltern waren aber in Hinblick aufs Üben eher entspannt, da hat eine viertel oder halbe Stunde locker gereicht. Für die Schule musste ich erst später im Gymnasium wirklich was machen und da war dann die Mandoline schon oberste Priorität.

Wie war denn dein Übepensum?

Maja: Ich hatte schon früh Musikschulförderung, ab 2015 Landesförderung. Mit sechs Jahren kam ich ins kleine b.i.o. (Bundinstrumentenorchester), ab der 5. Klasse ins Große. Das war schon ein Sprung. Einerseits die Umstellung von Grundschule aufs Gymnasium, andererseits nach der Schule noch Orchester, da war ich abends echt erschöpft. Mehr als eine Stunde täglich übe ich selten. Mir ist die Qualität des Übens wichtiger als die Quantität. Natürlich ist das vor Wettbewerben oder Konzerten dann immer nochmal ein bisschen mehr.

Mittlerweile bist du noch in weiteren Ensembles aktiv:

Spannend war das EGMYO, das Europäische Mandolinen und Gitarren Jugendorchester. Die besten jungen Mandolinist/-innen auch Gitarrist/-innen aus ganz Europa sind im Juli in Marseille zusammengekommen. Momentan bereite ich mich mit einem Quartett auf den deutschen Musikwettbewerb im März vor. Seit 2016 spiele ich im Landesjugendzupforchester Sachsen, außerdem im Bundesjugendzupforchester. Das macht beides riesig Spaß, vor allem wenn ich Konzertmeisterin bin, da hat man immer auch ein bißchen mehr Verantwortung. Generell ist die Mandolinen- und Gitarrenwelt eher klein und familiär. Man kennt sich und schwatzt gern in den Wettbewerbspausen. Das finde ich sehr gut und fühle mich sehr wohl hier.

Wie kam es denn dazu, dass du Jungstudentin wurdest?

Maja: Vor drei Jahren habe ich an einem Workshop mit Prof. Caterina Lichtenberg, Silke Lisko und Mike Marshall teilgenommen. So kam ich mit Caterina Lichtenberg in Kontakt, habe mich an der Hochschule beworben und bin ab 2019 alle drei Wochen nach Wuppertal zum Unterricht gefahren, bis dann der Lockdown kam.

War das nicht schwierig, jetzt zwei Lehrerinnen zu haben?

Maja: Natürlich ist so etwas immer eine kleine Herausforderung, nicht nur für mich, sondern auch für meine Lehrerinnen. Es war aber ein wichtiger Schritt von der Musikschule aus den Anschluss an den Hochschulbetrieb zu bekommen. Die Herangehensweise an die Stücke ist anders, man erlebt Mandolinist/-innen auf höchstem Niveau, das ist nochmal ein großer Ansporn. Man erarbeitet sich Stücke selbst und geht musikalisch in die Tiefe.

Du hast also das Musikstudium fest im Auge.

Maja: Ja, das wäre mein Traum. Das hat sich während des Jungstudiums konkretisiert. In den pandemiebedingten Wohnzimmerkonzerten habe ich viel mehr vom Alltag der Musikerinnen und Musiker mitbekommen und auch, dass der Beruf nicht unerreichbar ist. In mir ist der Wunsch gereift, Konzerte zu spielen und damit mein Geld zu verdienen. »Wer es schaffen will, der schafft es auch davon zu leben«, hat mich meine Wuppertaler Professorin Caterina Lichtenberg bestärkt. Mittlerweile habe ich mit dem Klavierunterricht begonnen und auch Gitarre lerne ich in Vorbereitung auf das Studium.

Wie sieht es mit Lampenfieber aus?

Maja: Vor den Auftritten, wo ich allein spiele, bin ich immer sehr bei mir und rede nicht viel mit anderen. Oft höre ich Musik oder stelle mir die Auftrittssituation vor. Wenn ich mit anderen zusammenspiele, finde ich wichtig die Verbindung, die man auf der Bühne benötigt, davor schon aufzubauen. Das heißt wir quatschen und machen Witze und versuchen einfach eine gute Stimmung aufzubauen. Ich persönlich will das Publikum in meinen Bann ziehen, zeigen, dass die Mandoline ein tolles Instrument ist. Deshalb ist es mir wichtig, dem Publikum meine Freude an dem was ich zu zeigen. Erst in der Garderobe ärgere ich mich doch über den einen oder anderen Ton, kann das aber eigentlich ziemlich schnell abhaken.

Schon meine Grundschullehrerin war der Meinung, dass ich eine Rampensau bin, mittlerweile kann ich ihr da eigentlich nur zustimmen (lacht)

Was ist dein nächstes musikalisches Projekt?

Maja: Ich mache bei der Opernproduktion Semper 2 mit. Es ist eine Kammeroper von Luciano Chailly und heißt: »Die kahle Sängerin«, Premiere ist im Januar und ich freue mich riesig darauf.

Jetzt sind wir aber erst einmal froh, dass du bei uns, dem Sächsischen Musikrat (SMR) dein Freiwilligenjahr absolvierst.

Maja: Durch den Landeswettbewerb »Jugend musiziert« habe ich den SMR kennengelernt. Mittlerweile habe ich schon das Jugendjazzorchester Sachen und das Landesjugendorchester ins Probenlager begleitet. Krasse Gegensätze: Erst cooler Bigband Sound, dann Klassik außerdem die Arbeit mit den Jugendlichen – das hat alles unheimlich viel Spaß gemacht. Das Wissen um die Organisation von Projekten und Konzerten wird mir später bestimmt noch nützlich sein. Wenn die Jugendlichen dann auf die Bühne gehen, bin ich trotzdem jeden Mal traurig, dass ich diesmal nicht auf der Bühne stehen darf. Durch meine, teilweise deutschlandweiten, Proben und Auftritte bin ich auch immer wieder unterwegs und froh, meinen Dienst bei einer Einrichtung zu leisten, die als Musikverein dafür viel Verständnis hat.

Wir sind glücklich, so eine tolle Musikerin als Freiwillige zu haben und wünschen Dir für Studium und Beruf weiterhin so viel Freude und Erfolg!

Die Fragen stellte Christina Schimmer (SMR).

 

Maja Schütze | Foto: privat

Werbung