Rezension |

»Ab dem dritten Mal ist’s Tradition«

Eine ausverkaufte St. Georgenkirche in Schwarzenberg. Die Aufführung von Joseph Haydns „Jahreszeiten“ durch die Sächsische Staatskapelle Dresden und den RIAS Kammerchor. Dirigiert von Hans-Christoph Rademann. Stehende Ovationen. Wo befinden wir uns gerade? Ganz eindeutig: es ist das Abschlusskonzert des Musikfestes Erzgebirge 2014.

Vom 12.-21. September fand in diesem Jahr das dritte Musikfest Erzgebirge statt, nach „Hohe Kunst, tief verwurzelt“ diesmal unter dem Motto „Blicke“. Blicke sollten dabei nicht nur auf die atemberaubenden Landschaften und charmanten Städte geworfen werden, sondern der Fokus auch auf die Bildlichkeit in der Musik gerichtet werden. So standen die 13 Konzerte an insgesamt zwölf verschiedenen Konzertorten unter prägenden Namen wie »Ausblick«, »Augenblick« oder »Lichtblick«. Über 7.500 Besucher und und eine Auslastung von über 90 Prozent sprechen für sich: »Das Musikfest Erzgebirge 2014 war ein sehr, sehr großer Erfolg«, so der Intendant Hans-Christoph Rademann.  »Man spricht derzeit von einer Krise des Festivals – im gesamten Bundesgebiet. Hier dagegen ist ein kleines Wunder passiert: es ist definitiv ein Aufwärtstrend zu verzeichnen, die Besucherzahlen sind sogar noch gestiegen!« Rademann selbst stammt aus Schwarzenberg und kennt daher die Gegend, geografisch und musikalisch. 2010 rief er das erste Musikfest Erzgebirge ins Leben: »Das Musikfest und seine Beliebtheit fußen auf der Kantoreitradition und dem Fokus auf sächsische Musik. Das alles sind Bezüge, die nur hier funktionieren.«

Das Musikfest Erzgebirge findet aller zwei Jahre im Wechsel mit den Silbermann-Tagen statt und wird dabei von einem nur vierköpfigen Organisationsteam geplant, beworben und mit einem Helferteam durchgeführt. Zwei Schwierigkeiten eröffneten sich im Erzgebirge für die Mitarbeiter: zum einen der hohe logistische Aufwand. Zwölf Konzertorte in zwölf unterschiedlichen Kommunen, in denen die Proben, die Versorgung und die Konzerte stattfinden und täglich die Betreuung der Künstler abgesichert sein musste. Zum anderen programmiert das Musikfest ausschließlich „Eigenproduktionen“; während etwa zu den Dresdner Musikfestspielen die Sächsische Staatskapelle und die Dresdner Philharmonie im Rahmen ihrer Abonnementreihen musizieren, müssen im Erzgebirge alle Konzerte ohne fremde Zuarbeit organisiert, die Künstler akquiriert und engagiert werden. 

Intendant Rademann erklärt: »Es sind viele internationale Stimmen erklungen wie zum Beispiel das Bach Collegium Japan der Choir of King's College Cambridge oder das Pera Ensemble. Dies erinnert ein wenig an den Dresdner Hof, an dem man ebenfalls versuchte, möglichst viele Internationalitäten zu engagieren.« Kein Wunder, dass inzwischen auch die Besucher international und von weither gereist kommen: aus England und Australien sind Reisegruppen gekommen, um die Konzerte des Musikfestes miterleben zu können. »Wir überlegen aufgrund der Nachfrage, zum kommenden Musikfest zusätzlich ein englischsprachiges Programmheft drucken zu lassen«, so Dramaturg Oliver Geisler. Bemerkenswert ist zudem, dass es neben den Konzerten auch ein Begleitprogramm in den einzelnen Städten gab, das von Stadtführungen und Vorträgen über Bergwerksbesuche bis hin zu Wanderungen reichte. So hatten die Besucher neben dem Hör-Genuss zusätzlich die Chance, das Erzgebirge ganz individuell zu entdecken und die Blicke schweifen zu lassen. 

»Ab dem dritten Mal ist's Tradition«, so verkündete es die Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer euphorisch zum Abschlussempfang am 21. September in Schwarzenberg. Auch der Landrat des Erzgebirgs Frank Vogel sicherte bereits Unterstützung für das vierte Musikfest Erzgebirge zu, das vom 9. bis 18. September 2016 stattfinden wird. Zum Motto und den geplanten Konzerten ließ Intendant Rademann jedoch noch nichts verlauten: »Sicher ist in jedem Fall, dass wir das Musikfest auch weiterhin etablieren, ja eine Labelausprägung versuchen wollen, und an die sehr hohe künstlerische Qualität anknüpfen werden.«

Helen Rotluff

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