Sonderausstellung zum Festjahr SCHÜTZ22 im Bach-Museum Leipzig vom 6. Mai bis 3. Oktober 2022
Vor 350 Jahren starb Heinrich Schütz (1585–1672), der bedeutendste deutsche Komponist vor Johann Sebastian Bach. Der Dresdener Hofkapellmeister unterhielt zeitlebens enge Beziehungen nach Leipzig und beeinflusste das Schaffen mehrerer Leipziger Thomaskantoren. 1648, zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, widmete er der Stadt und dem Thomanerchor seine berühmte Geistliche Chor-Music. Zum Festjahr SCHÜTZ22 spürt das Bach-Museum Leipzig den Verbindungslinien von Heinrich Schütz zu Johann Sebastian Bach nach und würdigt die Leipziger Thomaskantoren des 17. Jahrhunderts in einer Sonderausstellung.
Die Meisterwerke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach (1685–1750) gelten vielen Musikliebhaberinnen und -liebhabern als Inbegriff lutherischer Kirchenmusik. Hundert Jahre vor Bach geboren, schuf Heinrich Schütz ergreifende Kompositionen unter dem Eindruck des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). Er erneuerte die deutsche Musik und prägte das Schaffen mehrerer Komponistengenerationen. Doch was wusste Johann Sebastian Bach über Heinrich Schütz und kannte er dessen Werke?
Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig: »Johann Sebastian Bach war als Komponist tief in der mitteldeutschen Musiktradition des 17. Jahrhunderts verwurzelt. An den Werken seiner Vorgänger maß er sein eigenes Können, in ihre Reihe wollte er sein eigenes Schaffen eingeordnet wissen. Heinrich Schütz und die Thomaskantoren von Johann Hermann Schein bis Johann Kuhnau spielten in Bachs Ausbildung eine bedeutende Rolle. Die neue Sonderausstellung des Bach-Museums beleuchtet eine Epoche, die sich immer mehr als eine schier unerschöpfliche Fundgrube kunstvoller und ausdrucksstarker Musik erweist, die bis in unsere Zeit nichts von ihrer ursprünglichen Faszination verloren hat.«
Die interaktive und klingende Ausstellung spürt den Verbindungslinien von Schütz zu Bach nach und führt dabei tief in die musikalischen Welten des Leipziger Thomaskantorats von Sethus Calvisius (1556–1615) bis zu Johann Kuhnau (1660–1722). Präsentiert werden seltene Notenhandschriften und drucke von Heinrich Schütz und den Thomaskantoren. Zu den Leihgaben zählen Stimmbücher von Schütz' Geistlicher Chor-Music aus der Marienbibliothek Halle (Saale) sowie die Partiturabschrift von Johann Schelles Actus Musicus auf Weyh-Nachten aus der Kantoreibibliothek der Nikolaikirche Luckau. Exponate wie das Spendenbuch der Thomasschule mit einem Hilfeaufruf für die notleidenden Chorknaben aus dem Jahr 1635 geben Einblicke in den Alltag während des Dreißigjährigen Krieges. Wie universalgelehrt einige Thomaskantoren waren, beweisen Sethus Calvisius' astronomische Kalenderberechnungen in dessen berühmter Weltgeschichte Opus chronolgicum (1605) oder Johann Kuhnaus satirischer Roman Der musicalische Quack-Salber (1700).
Viele Klangbeispiele und ein kurzweiliger Animationsfilm zur Kompositionsweise von Heinrich Schütz verwandeln die Ausstellung in ein multimediales Kabinett. Darüber hinaus bringen acht im Museumseintritt enthaltene Konzerte die Musik zur Ausstellung zum Erklingen. Es musiziert das auf mitteldeutsche Barockmusik spezialisierte Ensemble 1684 unter der Leitung von Gregor Meyer. Kuratorin Henrike Rucker übernimmt die Moderation und führt vor jedem Konzert durch die Ausstellung. Die Konzertreihe wird gefördert im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien initiierten Programms NEUSTART KULTUR. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen und vertiefenden Texten.
Die Sonderausstellung »Von Schütz zu Bach« ist dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr im Bach-Museum Leipzig zu sehen. Der Eintritt kostet 10 Euro (ermäßigt 8 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei), das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Dauerausstellung des Bach-Museums Leipzig. Das Bach-Museum Leipzig arbeitet mit ECHOCAST, dem EU-Standard für Besucherservice.