Die Zahlen einer Studie zum Musikunterricht in der Grundschule bieten Anlass zur Sorge
Die Studie Musikunterricht in der Grundschule. Aktuelle Situation und Perspektiven ist eine Kooperation des Deutschen Musikrats (DMR), der Konferenz der Landesmusikräte im DMR und der Bertelsmann Stiftung.
Bisher war es eher ein Gefühl, dass Musikunterricht in der Schule nicht kontinuierlich und qualifiziert genug erteilt wird- von zu wenigen Lehrkräften. Obwohl die Unterschiede zwischen den Bundesländern groß sind, gelang eine Hochrechnung und die ist erschreckend: Die unvorstellbare Zahl von 2.8 Millionen Grundschulkinder hatten 2018/19 kein ausreichendes Angebot an Musikunterricht. 23 000 Fachkräfte fehlen. Zu wenige Lehrerinnen und Lehrer sind im Fach Musik ausgebildet, 36 % der Fachkräfte sind über 55 Jahre alt, werden 2028 in den Ruhestand gehen. Ein großer Prozentsatz des Musikunterrichts wird fachfremd erteilt. Der Bildungsauftrag, Kinder bis zum 11 Lebensjahr so viel kulturelle Vielfalt wie möglich anzubieten, kann so nicht erfüllt werden. Ein Programm zur Sofortfinanzierung einer Lehrkräfteausbildung im Fach Musik wäre dringend notwendig! Hier muss von verschiedenen Seiten nachgearbeitet werden, was die Aus-und Weiterbildung angeht.
Für Sachsen stellt die Studie folgendes fest: Im Schuljahr 2016/17 wurden in Sachsen über 90 Prozent des vorgesehenen Musikunterrichts an den Grundschulen erteilt. Der Anteil des fachfremd erteilten Unterrichts ist im Ländervergleich sehr niedrig. Bedenklich ist vor allem die künftige Entwicklung nach dem Jahr 2028. Angesichts der Zahlen der Absolventinnen und Absolventen mit Zweiter Lehramtsprüfung im Fach Musik in den vergangenen Jahren und der Erstsemesterzahlen wird deutlich, dass selbst bei optimistischer Berechnung die Musiklehrkräfte, die aus dem Schuldienst ausscheiden, nicht adäquat ersetzt werden können. Dabei ist zu bedenken, dass die Zahl der Musikstunden in der Stundentafel niedriger als in anderen Ländern ist, vor allem aber unter der Zahl pro Schuljahr liegt, die von den Fachverbänden als notwendig für die kontinuierliche musikalische Bildung erachtet wird. Es werden deutlich mehr junge Musiklehrkräfte gebraucht, um bei leicht rückgängigen Schülerzahlen den Status quo langfristig zu sichern. Im nächsten Jahrzehnt kann aufgrund der demographischen Entwicklung und der genannten Maßnahmen die unzureichende Nachwuchssituation noch aufgefangen werden. Eine deutliche Verschlechterung der fachlichen Versorgung mit Musikunterricht ist aber langfristig absehbar, weil nach 2028 innerhalb eines Jahrzehnts fast 60 Prozent der Musiklehrkräfte in den Ruhestand gehen.