Ein ukrainisch-deutsches Sommersonnenwendfest mit dem Dresdner Jugendsinfonieorchester des Heinrich Schütz Konservatoriums, dem Barvy Kinderchor der Städtischen Musikschule Chemnitz und dem Erwachsenenchor LEYLA
Der Sächsische Musikrat hat im Jahr 2022 federführend mit 20 Partnerorganisationen in Sachsen in einem Programm über 250 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine unterstützt, die in ganz Sachsen von 94 Musikpädagog/-innen unterrichtet wurden. Dazu gehören auch zwei Chöre: Ein Erwachsenenchor und ein Kinderchor, Gesangsgruppen und Tanzklassen. Das Projekt wurde gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, die HuManS-Stiftung mit Sitz in Heidelberg, der Bürgerstiftung Dresden und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Der Sächsische Musikrat und viele Musikschulen in Sachsen haben Instrumente aus ihren Fonds bereitgestellt. Der Ostdeutsche Sparkassenverband sowie eine großzügige Spende von Privatpersonen haben dabei, aber auch bei der Bereitstellung von Mietinstrumenten geholfen. Das Programm war in dieser Form bundesweit einmalig.
Wie kam es zu der Idee Musikunterricht für Geflüchtete anzubieten? Einerseits gab es Überlegungen im Kolleg/-innenkreis (u.a. im Personalrat) des Heinrich Schütz Konservatoriums (HSKD): Wie können wir mit unseren Fähigkeiten dazu beitragen, die Folgen des schrecklichen Angriffskriegs auf die Ukraine zu mildern? Andererseits war der Sächsische Musikrat mit dem weißrussischen Dirigenten Vitali Alekseenok in Kontakt, der sofort nach Ausbruch des Krieges in das Krisengebiet gefahren war um vor Ort zu helfen.
Die gemeinsame Frage war: Wie können wir es schaffen, für ukrainische Kinder und Jugendliche einen klitzekleinen Teil ihres gewohnten Alltags hier in Deutschland herzustellen oder auch, wie können wir abseits der schrecklichen Realität, Inseln sinnstiftender musikalischer Betätigung eröffnen, neue Sozialisationsmöglichkeiten schaffen (z.B. im Instrumental-/ Gesangsunterricht, in Chören, Orchestern, Ensembles, im Tanzunterricht)? Verstärkend kam hinzu, dass Katja Mangold im engen Austausch mit einer Gitarrenkollegin mit russischen Wurzeln stand, die sich sofort nach Kriegsausbruch als Übersetzerin für die neuankommenden Flüchtlinge zur Verfügung stellte. Somit waren wir nah dran an den Sorgen und Problemen der Ankommenden im deutschen Alltag. So war gemeinsam die Idee geboren, kostenlosen Unterricht für Geflüchtete anzubieten.
Die Überlegungen gingen in die Richtung, das festangestellte Kollegium anzufragen, inwieweit ehrenamtliche Bereitschaft besteht. Bei den Honorarlehrkräften war die Situation eine andere: Die meisten unter ihnen hatten immer noch unter den finanziellen Einbußen als Folge der Coronakrise zu leiden. So entstand die Idee im Stiftungsvorstand der HuManS - Stiftung, eine beträchtliche Anschubfinanzierung zu leisten. Aufgrund des Erfolges wurde die Förderung nochmals verlängert. Der Unterricht sollte vorzugsweise durch Honorarlehrkäfte abgedeckt werden. Ein vergleichsweise faires Honorar wurde vereinbart, ein kleiner positiver Nebeneffekt für Corona-gebeutelte Honorarlehrkräfte.
Zum Kollegium vieler Musikschulen zählen einige ukrainische und auch russische Lehrkräfte, die sofort ohne Sprachbarriere unterrichten konnten. Der Sächsische Musikrat war sofort bereit, das operative Geschäft zu übernehmen. Weitere Förderer, u.a. die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen waren schnell gefunden. Das HSKD sowie viele andere musikalische Bildungseinrichtungen in Sachsen stellten kostenlos Räume zur Verfügung. Die Musikschulen zeigten sich sehr kooperativ, überall fand sich Personal, das die Initiative koordinierte.
Das Programm lief zwar Ende 2022 aus, doch die Erfolge sind bis jetzt spürbar. So freuen wir uns sehr, dass das Sommerkonzert das HSKD durch einen Kinderchor aus Chemnitz bereichert wird, der aus den Ukraine Hilfen von damals entstanden ist. Kinder und Jugendliche, die damals in den Genuss des Programms gekommen waren sind teilweise heute noch an den Musikschulen Sachsens aktiv, neue Lehrkräfte konnten gewonnen werden.
Das Konzert Midsommar am Samstag, dem 21. Juni um 18 Uhr (Konzertplatz Weißer Hirsch in Dresden) wird ein sommerlicher Höhepunkt der gemeinsamen Förderung des Musikunterrichts für aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche sein. Die Künstlerische Leitung liegt in den Händen Polina Panchenko und Milko Kersten.