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Kunst. Macht. Menschlichkeit

Machtmissbrauch ernst nehmen, aufarbeiten und vorbeugen – der Sächsische Musikrat zum bundesweiten Aktionstag am 27. November

Machtmissbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Problem: Überall, wo Menschen miteinander arbeiten, lernen, musizieren oder künstlerisch tätig sind, entstehen Machtverhältnisse – und damit die Gefahr ihres Missbrauchs. Auch im Kulturbereich, in der musikalischen Bildung und im professionellen Musikleben ist dies eine Realität, der wir uns stellen müssen. Als Dachverband der sächsischen Musikszene sieht der Sächsische Musikrat (SMR) hier eine besondere Verantwortung, Bewusstsein zu schaffen, Strukturen zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen.

Besonders im Musikbereich – sei es in der künstlerischen Ausbildung, im Ensemblealltag oder im Ehrenamt – entstehen oft enge persönliche Arbeitsbeziehungen, die Vertrauen, aber auch Abhängigkeiten mit sich bringen. Diese Konstellationen verlangen nach einer erhöhten Sensibilität und klaren Leitlinien im Umgang mit Macht und Verantwortung.

Machtmissbrauch zeigt sich nicht nur in extremen Fällen, sondern beginnt dort, wo Respekt, Fairness und Gleichwertigkeit im Miteinander durch übergriffiges Verhalten, Ausnutzung von Abhängigkeiten oder diskriminierende Strukturen verletzt werden. Auch im sächsischen Musikleben gab und gibt es Herausforderungen im Umgang mit solchen Dynamiken – sei es in der Musikpädagogik, im Vereinswesen oder im institutionellen Kontext.

Was bisher geschah

  • Der Sächsische Musikrat führt regelmäßig Fortbildungen zum Kinder- und Jugendschutz durch, besonders in seinen Landesjugendensembles, und schafft so sichere Räume für junge Musiker/-innen.
  • In den Ensembles wird auf enge Zusammenarbeit von Leitung, Organisationsteam und Registervertretungen gesetzt – das stärkt Austausch, Mitbestimmung und Vertrauen.
  • Zudem hält der SMR engen Kontakt zu Fachstellen, um aktuelle Standards in Prävention und Kindeswohl umzusetzen.

Wie es weitergeht

Diese Arbeit ist längst nicht abgeschlossen. Vielmehr ist es das Ziel, einen nachhaltigen kulturellen Wandel mitzugestalten – hin zu einem Musikleben, das von gegenseitigem Respekt, Achtsamkeit und Verantwortung geprägt ist. Der Sächsische Musikrat wird daher:

  • Entwicklung eines Schutzkonzeptes für beide Geschäftsstellen – in enger Zusammenarbeit mit dem Landesjugendorchester Sachsen und dem Jugendjazzorchester Sachsen.
  • Regelmäßige Weiterbildungen zu Kinder- und Jugendschutz sowie Prävention innerhalb der Geschäftsstelle.
  • Aktive Beteiligung am bundesweiten Aktionstag »Kunst. Macht. Menschlichkeit« am 27. November 2025 – gemeinsam mit Musikhochschulen, Kulturinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Partnern. Auch im Freistaat Sachsen soll dieser Tag ein deutliches Zeichen gegen Machtmissbrauch und für eine respektvolle Musikkultur setzen.

»Kunst. Macht. Menschlichkeit«

Im Mai 2024 haben die deutschen Musikhochschulen ein gemeinsames Positionspapier gegen Machtmissbrauch verabschiedet und Handlungsempfehlungen entwickelt. Am 27. November 2025 setzen alle 24 staatlichen Musikhochschulen mit einem bundesweiten Aktionstag unter dem Motto »KUNST. MACHT. MENSCHLICHKEIT.« ein Zeichen: Mit Veranstaltungen und Gesprächsformaten soll über Diskriminierung und Machtmissbrauch aufgeklärt und zur Reflexion eingeladen werden.

Der Sächsische Musikrat steht für eine Musikkultur, die geprägt ist von Vielfalt, gegenseitigem Respekt, künstlerischer Freiheit und sozialer Verantwortung. Machtmissbrauch widerspricht diesen Grundwerten. Wer im Musikleben – sei es als Lehrende, Betreuende, Dirigent/-in, Projektverantwortliche – in einer Machtposition steht, trägt eine besondere Verantwortung für ein faires, sicheres und diskriminierungsfreies Umfeld.

Diese Haltung soll nicht nur in Erklärungen bestehen, sondern sich konkret in der Verbandsarbeit, in Projekten, in der Kulturförderung und im alltäglichen Miteinander widerspiegeln. Dafür setzen wir uns ein.


Informationen und Anlaufstellen in Sachsen

Wenn Sie in Sachsen Opfer von Machtmissbrauch, Diskriminierung oder sexueller Belästigung geworden sind oder unsicher sind, ob eine Situation einen solchen Hintergrund hat, stehen Ihnen verschiedene vertrauliche Beratungsstellen zur Seite:

  • Opferhilfe Sachsen e.V. unterstützt Menschen, die Opfer von Straftaten oder Gewalterfahrungen wurden – unabhängig davon, ob bereits eine Anzeige gestellt wurde. Beratung ist kostenfrei und anonym. www.opferhilfe-sachsen.de
  • RAA Sachsen e.V. bietet regionale Arbeitsstellen und Angebote für Beratung und Demokratie. Das schließt Opferberatung, Hilfe und Begleitung für Betroffene von Diskriminierung, Bedrohung oder Gewalt, insbesondere auch in sozialen oder institutionellen Abhängigkeitsverhältnissen ein. www.raa-sachsen.de
  • Nummer gegen Kummer: Unter 116 111 (Kinder- und Jugendtelefon) oder 0800 111 0550 (Elterntelefon) erhalten Kinder, Jugendliche und Eltern anonym und kostenlos Beratung in belastenden Situationen. www.nummergegenkummer.de

Alle Gespräche werden vertraulich behandelt und können ein erster Schritt sein, Unterstützung zu finden und weitere Schritte zu planen.
 

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