Der Sächsische Kultursenat hat ein Positionspapier vorgestellt, in dem auf die gegenwärtigen kulturellen wie gesellschaftlichen Herausforderungen – besonders mit Blick auf die Landtagswahl 2024 – eingeht.
Seit dreißig Jahren begleitet der Sächsische Kultursenat die Kunst und Kultur im Freistaat Sachsen auf ihrem Weg des Wachstums, aber auch bei der notwendigen Konsolidierung in Krisenzeiten und beim Aufbruch zu neuer Vielfalt und Qualität in allen Teilen unseres Landes. Kunst und Kultur sind wesentliche Bestandteile einer demokratischen Gesellschaft. Nicht nur in den urbanen Zentren, sondern besonders auch in den ländlichen Räumen schaffen Kunst und Kultur nachhaltige Impulse des Miteinanders. Auch zukünftig ist es daher eine herausragende Aufgabe des Freistaates, der Kommunen und der Landkreise, Kultur in der Fläche zu ermöglichen, zu erhalten und zu befördern. Ende 2021 legte der Sächsische Kultursenat einen Bericht zum Vollzug des Kulturraumgesetzes vor. Dieser nannte Verbesserungsmöglichkeiten und gab dazu Handlungsempfehlungen, um wiederkehrende Probleme wie die finanzielle Krise der Kulturraumtheater abzuwenden.
Kultur und damit Gesellschaft in den ländlichen Räumen nachhaltig stärken
Zwei Drittel der sächsischen Einwohner leben außerhalb der Großstädte. Der ländliche Raum ist in weit stärkerem Maße vom Strukturwandel und demografischen Verwerfungen betroffen. Deshalb müssen die ländlichen Regionen weiter in ihrer Bedeutung als Lebensmittelpunkt und in ihrer kulturellen Prägung gestärkt werden. Dazu bedarf es einerseits der Absicherung bestehender Förderinstrumente, andererseits der Beförderung von Initiativen und Kulturschaffenden vor Ort über das bisherige Maß hinaus. Dabei drängt der Sächsische Kultursenat auf eine ganzheitliche Betrachtung der Problemfelder: Es geht nicht nur um die generelle Ermöglichung von Kultur, sondern auch um die Erreichbarkeit (ÖPNV) der Kulturorte, ihre barrierearme Verwaltung (Entbürokratisierung von Antragsvorgängen), das Zusammenführen von verschiedenen kommunalen Themenfeldern sowie Kultur an neuen Orten (Flexibilität in der Zuordnung von Räumen). Es geht im Weiteren auch um eine Stärkung von Institutionen der Kultur wie der kulturellen Bildung in den ländlichen Regionen, die vor Ort dauerhaft nachhaltige Arbeit leisten. Wir fordern deshalb eine Stärkung der Kulturförderung der ländlichen Kulturräume sowie den Ausbau vorhandener zielgerichteter und einfacher Förderprogramme wie bei der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Angemessene Vergütung fordern und fördern
Seit dem Ende der Corona- Pandemie werden Themen wie etwa die angemessene Vergütung künstlerischer Arbeit verstärkt diskutiert. Die Diskussion zu fairer Vergütung darf dabei nicht zu kulturellen Selektionsmechanismen führen, so dass am Ende wenige Projekte auskömmlich finanziert werden und eine Vielzahl strahlkräftiger Konzepte ohne Verwirklichung bleiben. Der Sächsische Kultursenat fordert eine nachhaltige Lösung der Finanzierungsprobleme der Kulturrauminstitutionen, um die immer wiederkehrenden Rettungsaktionen seitens der Landesregierung und der jeweiligen Gesellschafter unnötig zu machen. Weiter ist ein Bekenntnis zur gesamten lebendigen Kunst- und Kulturlandschaft mittels einer dauerhaft dynamisierten Finanzierung durch Land, Landkreise und Kommunen unter dem Gesichtspunkt der Subsidiarität notwendig.
Kulturförderung vorausschauend planen – Dynamisierung einführen
Der Sächsische Kultursenat fordert – gerade im Wahljahr 2024 – ein klares Bekenntnis aller Parteien zum Erhalt der sächsischen Kulturlandschaft und zur Offenheit für neue Ideen in Kunst und Kultur. Zu einer vorrausschauenden Kulturpolitik und der Gestaltung unserer Gesellschaft gehört auch eine klare vorrausschauende Finanzpolitik, die erwartbare tarifliche Entwicklungen in die Planung aufnimmt. Nur eine Politik, die Stadt und Land, Institutionen wie Freischaffende gleichermaßen in den Blick nimmt, kann Chancen- und Teilhabegleichheit für alle Menschen im Freistaat Sachsen ermöglichen.