Erste IHK-Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung tourismusrelevanter Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Veranstaltungen
Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft stellt im IHK-Bezirk Dresden eine tragende Säule der Wirtschaft dar. Allerdings liegen dafür – im Gegensatz zu anderen Branchen – keine statistischen Kennzahlen vor, da es sich um eine klassische Querschnittsbranche handelt.
Um die wirtschaftliche Bedeutung von Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie von Großveranstaltungen zu ermitteln, hat die IHK Dresden mit Unterstützung der dwif-Consulting GmbH, München erstmals eine entsprechende Untersuchung durchgeführt. Basis bildete die Befragung von 365 Einrichtungen und 135 Großveranstaltungen im Sächsischen Elbland, der Oberlausitz, der Sächsischen Schweiz und der Stadt Dresden im Zeitraum Juni bis Juli 2019. Als Kernfragen standen Besuchervolumen und Eintrittserlöse im Mittelpunkt.
Dr. Detlef Hamann, Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden und Vizepräsident des Landestourismusverbandes Sachsen (LTV) sieht sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt: »Die Kultur- und Freizeiteinrichtungen unserer Region sowie die hier stattfindenden Veranstaltungen sind wesentliche Treiber für den Tourismus, und ihre ökonomischen Effekte gehen weit über die erlösten Eintritte hinaus. Direkte Profiteure sind die Hotellerie und Gastronomie, der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor. Einschließlich der Eintrittserlöse summieren sich die Gesamtumsätze auf 618 Mio. Euro. im Jahr zzgl. Kurtaxe, Fremdenverkehrsabgabe und anderen lokalen Instrumenten.«. Darüber hinaus fungieren die Einrichtungen als »indirekter oder direkter Jobmotor für ca. 15.300 Menschen unterschiedlicher Berufsqualifikationen«, weshalb sich »Investitionen von Kommunen und Unternehmen in die Freizeitinfrastruktur und deren Vermarktung auch doppelt lohnten«, betont Hamann weiter.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehören
… in der Kategorie »Besucherzahlen und Erlöse«:
• Die Kultur- und Freizeiteinrichtungen im IHK-Bezirk Dresden verzeichnen pro Jahr Eintrittserlöse in Höhe von etwa 160 Mio. Euro, Veranstaltungen erlösen weitere 23 Mio. Euro.
• Theater und Musikhäuser generieren die höchsten Pro-Kopf-Einnahmen und tragen ein Drittel aller Erlöse bei, im Bereich Veranstaltungen sind es Musikveranstaltungen und Konzerte, auf die sogar ein Anteil von zwei Drittel entfällt.
• Die Einrichtungen im IHK-Bezirk Dresden werden jährlich von etwa 20 Mio. Gästen besucht, bei Veranstaltungen sind es etwa 5,5 Mio. Besucher.
• Die meisten Besucher interessieren sich für Baudenkmäler und historische Bauwerke. Hierbei ist zu erwähnen, dass ein Fünftel dieser Einrichtungen keine Eintrittsgelder erheben.
… in der Kategorie »Zielgruppen«:
• Etwa die Hälfte aller Besucher von Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie von Veranstaltungen sind Tagesgäste.
• Übernachtungsgäste interessieren sich am meisten für Denkmäler und historische Bauwerke (27 %) sowie für Sportveranstaltungen (36 %).
• Freizeit- und Erlebniseinrichtungen werden hauptsächlich von Tagesgästen frequentiert (70 %). Hingegen ist nur jeder 8. Gast ein Einheimischer. Von Tagesgästen ebenfalls stark frequentiert sind Stadtfeste und Märkte (60 %).
• Einheimische sind vor allem in Sport- und Konzertlocations (80 %) sowie Theatern (60 %) anzutreffen.
Polnische und tschechische Besucher
Ein spezifisch untersuchter Sachverhalt war der Besucherzustrom aus den Nachbarländern Tschechien und Polen. Fast bei allen Einrichtungstypen beträgt der Besucheranteil aus diesen Ländern weniger als 5 %. Lediglich Erlebnisbäder / Thermen erfreuen sich eines deutlich höheren Zuspruchs tschechischer Besucher (19 %). Die Vermutung, dass vermehrt Einrichtungen im unmittelbaren Grenzraum für Gäste aus den Nachbarländern interessant sind, bestätigte sich nicht. Bei Veranstaltungen konzentriert sich die Nachfrage tschechischer und polnischer Gäste vor allem auf die Landeshauptstadt. Der Marktanteil ist in beiden Bereichen deutlich ausbaufähig.
Investitionen und Hemmnisse
Unabhängig der Größe wurde in den letzten 5 Jahren in den meisten Freizeiteinrichtungen in Instandhaltung und Modernisierung investiert, es zeigt sich jedoch, dass eine zu geringe Eigenkapitalbasis und fehlende Förderungen vor allem bei kleineren Einrichtungen ein entscheidendes Hindernis für Investitionen darstellen. Weitere Probleme ergeben sich aus fehlenden personellen Ressourcen sowie fehlender Kreditgeber. Keine große Rolle spielen hingegen nicht erteilte Genehmigungen, unausgereifte Konzepte oder Standortfaktoren. Für die Zukunft stehen vor allem Verbesserungen bei der Digitalisierung und der Barrierefreiheit, allgemeine qualitative Aufwertungen sowie Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf der Agenda der meisten Befragten.
Fazit
Die erste, derartige Untersuchung ist als Bestandsaufnahme zu werten. Es wurde eine überaus hohe wirtschaftliche und arbeitsmarktrelevante Bedeutung der Branche herausgestellt. Um künftig etwaige Angebotslücken im Freizeit- und Kultur- bzw. Veranstaltungsbereich zu identifizieren, bedürfte es einer weiteren qualitativen Analyse der bestehenden Angebote sowie einer Ermittlung des Nachfragepotenzials und Wettbewerbsumfelds, z.B. in an Sachsen angrenzenden Regionen.