Nach zehn Tagen voller Musik und Kultur endete mit einem umjubelten Festkonzert in Weißenfels das diesjährige Schütz Musikfest.
Am Sonntag, den 11. Oktober 2020, war die St. Marienkirche in Weißenfels nochmals bis auf den letzten (coronabedingt erlaubten) Platz gefüllt. Im Rahmen des Abschlusskonzerts wurde zunächst in Anwesenheit der Schirmherrin des Festivals, der Botschafterin Frankreichs in Deutschland Anne-Marie Descôtes, der Internationale Heinrich-Schütz-Preis an Françoise Lasserre vergeben. Man merkte den emotionalen und sehr persönlichen Dankesworten an, dass in diesem Jahr alles etwas intensiver und leidenschaftlicher ist, als sonst. Diese Preisverleihung war ein bewegender Moment. Die Laudatio hielt Prof. Wolfgang Hirschmann, Präsident der MBM. Die diesjährige artist in residence, die französische Dirigentin Françoise Lasserre, setzte dann ihrem Vokal- und Instrumentalensemble Akadêmia den festlich-glanzvollen Schlusspunkt unter das HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST 2020. Auf dem Programm standen Meisterwerke des europäischen Frühbarocks aus Italien, Frankreich, England und Deutschland – es war ein raffiniert durchkomponiertes Programm, das mit einem österlichen Jubel endete, vorher aber wie ein psychologisches Kammerspiel Seelenzustände zwischen Angst, Hoffnung, Schicksalsergebenheit und Trotz auslotete – in einer Intensität, wie sie so vielleicht nur Barockmusik bietet.
Vorausgegangen waren zehn Tage mit 42 Veranstaltungen in Bad Köstritz, Gera, Dresden, Weißenfels und Zeitz. Trotz schwierigster Gelingensbedingungen im Zeichen der Covid-19-Pandemie musste letztlich keines der geplanten Konzerte mit Künstlern aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Österreich abgesagt werden. Das Bedürfnis nach unmittelbaren Musikerlebnissen war enorm – durch ein umfassendes Hygienekonzept und zum Teil mit Wiederholungsaufführungen konnten am Ende doch rund 3000 Besucher die Konzerte, Wandelkonzerte, Workshops, Vorträge und Gottesdienste besuchen. Bei etlichen Konzerten allerdings wurden, bedingt durch die eingeschränkten Platzkapazitäten, nicht alle Kartenwünsche erfüllt. Die «Lange Schütz-Nacht zur Eröffnung« wurde von MDR Kultur und MDR Klassik live übertragen; Deutschlandfunk Kultur sendete zeitversetzt aus der Marienkirche in Weißenfels das Abschlusskonzert.
»An diesen Jahrgang werden wir noch lange denken. Nicht nur wegen der hohen künstlerischen Qualität oder der vielen begeisternden wie unterschiedlichen Interpretationen und Zugänge zur Musikkultur des 17. Jahrhunderts. Er wird im Gedächtnis bleiben auch deshalb, weil so Vieles bei der Vorbereitung und Durchführung gemeistert werden musste. Dabei entstand ein faszinierendes Bündnis zwischen Künstler/-innen, Besucher/-innen, unseren Förder/-innen und uns als Festivalteam. Wir alle hatten das Ziel, verantwortungsvoll und mutig, die enorme Kraft und die Hoffnung erlebbar werden zu lassen, die von der Musik eines Heinrich Schütz und seiner Zeitgenossen ausgehen. Und wir wurden belohnt: Von tiefer Rührung bis zu ausgelassenem Lachen war auch 2020 alles dabei – und doch war alles – für Künstler/-innen und Besucher/-innen wie uns selbst – emotionaler, intensiver im Erleben als sonst.«, so Dr. Christina Siegfried, die Intendantin des Festivals.
Erneut erwies sich das HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST als bedeutendes Forum für die Musik und Kultur des 17. Jahrhunderts in Mitteldeutschland und Europa. Die Vielfalt der Interpretationen, die Internationalität der Interpreten und die Vielgestaltigkeit der Spielstätten von ehrwürdigen Kirchbauten bis zum Szene-Club, die das HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST aufbot, waren ein leidenschaftliches und kunstvolles Plädoyer für eine lebendige und offene Kultur im Herzen Europas. Das Musikfest schlug einen Bogen vom 17. in das 21. Jahrhundert und ließ die 400 Jahre alten Werke zu wertvollen zukunftsgewandten Lebensbegleitern unserer Gegenwart werden.
Ausblick
Das nächste HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST findet vom 7. bis 17. Oktober 2021 statt. Artists in residence sind Katharina Bäuml und die Capella de la Torre, die anlässlich des Praetorius-Jahres insbesondere den großen Zeitgenossen des Sagittarius‘ in ihren Konzerten huldigen werden. Das Festkonzert am 8. Oktober 2021 in der Dresdner Frauenkirche, gestaltet vom Gabrieli Consort & Players unter der Leitung von Paul McCreesh, ist dann zugleich der Auftakt zum Festjahr anlässlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz, den die Musikwelt 2022 begeht.