Personalia |

Georg Christoph Biller (1955–2022)

Am 27. Januar verstarb der ehemalige Thomaskantor Prof. Georg Christoph Biller im Alter von 66 Jahren nach langer schwerer Krankheit.

Am 27. Januar ist der ehemalige Thomaskantor Prof. Georg Christoph Biller im Alter von 66 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstorben. Der Sächsische Musikrat würdigt Georg Christoph Biller als »herausragenden Thomaskantor, der in seinem langjährigen Wirken im Thomanerchor die besondere kirchenmusikalische Tradition Sachsens in die Welt getragen hat. Mit dem Thomanerchor brachte er aber nicht nur das Erbe Johann Sebastian Bachs, die Kirchenmusik der Reformation oder moderne Kompositionen einem Weltpublikum zu Gehör, sondern vermittelte auch seine geistliche Haltung und sein tiefes Verständnis liturgischer Musik.« Er habe damit sowohl dem Publikum als auch den jungen Sängern, für die er eine prägende Persönlichkeit war, die Verbindung von Musik und Glauben auf besondere Weise vermitteln können.

Leben und musikalischer Werdegang

Georg Christoph Biller wurde 1955 in Nebra geboren. Geprägt durch das Pfarrhaus seiner Eltern, die seine musikalische Begabung erkannten und förderten, war er, ebenso wie seine Geschwister, umgeben von gottesdienstlichem Geschehen, Musik, Literatur und Kunst. Seine musikalische Prägung erhielt er zunächst unter Thomaskantor Prof. Erhard Mauersberger und als 1. Chorpräfekt unter Thomaskantor Prof. Hans-Joachim Rotzsch. Bereits in dieser Zeit waren für ihn inhaltliche Zusammenhänge und thematische theologische Bezüge von Stücken zueinander wichtig. Als Gründer und Leiter des Leipziger Vokalkreises (1976) konnte er dies umsetzen. Besonderes Anliegen war ihm dabei die Aufführung selten zu hörender, auch zeitgenössischer, Chormusik. Nach seinem Studium in Leipzig in den Fächern Dirigieren und Gesang leitete er von 1981-1991 den Gewandhauschor und lehrte als Dozent an der Kirchenmusikschule Halle und 1991/1992 an den Hochschulen Frankfurt a. Main und Detmold, später ebenso an der Hochschule in Leipzig.

In der sächsischen Landeskirche versah er zwei Jahre als Interimskantor Dienst in der Stadtkirche Naunhof. Die Leitung des Thomanerchores übernahm Georg Christoph Biller im Herbst 1992. Bereits damals litt er unter gesundheitlichen Einschränkungen, die ihn während seiner ganzen Amtszeit begleiteten und letztendlich zur Aufgabe des Amtes 2015 zwangen. Die Faszination und Arbeit an einem Knabenchorklang und mit seinen Thomanern inspirierte ihn in seiner künstlerischen Tätigkeit.

Biller hatte wesentlichen Anteil am Aufbau des Bildungscampus forum thomanum. Geprägt durch den Dreiklang von »Glauben-Singen-Lernen« stellte der Bildungscampus für ihn eine wichtige Grundlage dar, um den Thomanerchor mit seiner 800jährigen Tradition zukunftsfähig zu machen. Die liturgische Neuausrichtung und Konzeption der wöchentlichen Motetten war ihm ein besonderes Anliegen. 1992 begann er, die gesamten erhaltenen Kantaten Bachs zyklisch in chronologischer Reihenfolge mit den Thomanern und dem Gewandhausorchester aufzuführen, wobei die Kantaten ihre Zuordnung zum entsprechenden Sonntag zum Kirchenjahr erhielten. Er schuf das Neue Thomasgraduale, erinnernd an die Tradition der gottesdienstlichen Musik an St. Thomas. Es enthält ausschließlich Vertonungen von ihm mit den Halleluja-Versen sowie den Wochenliedern für das gesamte Kirchenjahr, bei dem auch die Gemeinde einbezogen wird. Biller pflegte vielfältige Verbindungen zu namhaften zeitgenössischen Komponisten, deren Werke er mit dem Thomanerchor aufführte. In seinen letzten Amtsjahren betraf dies verstärkt auch seine eigenen Werke. In denen verfolgte er den Grundsatz: »Nicht das Schrille, sondern das Beständige soll da sein.«. Beständiges und Prägendes hinterlässt er auch für die sächsische Kirchenmusik.

 

Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller (1955-2022) | Foto: © Thomanerchor Leipzig / Matthias Knoch

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