Instrument des Jahres |

Ein Instrument, das auch international keinen Qualitätsvergleich zu scheuen braucht ...

Mit der Fertigstellung der Schwalbennestorgel im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli schlägt die Universität Leipzig in diesem Herbst ein neues Kapitel in ihrer Musikgeschichte auf.

In den kommenden Wochen wird die Orgelbaufirma Metzler die Arbeiten in der Universitätskirche St. Pauli beenden. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Musikgeschichte, da ein Instrument aus der Zeit der Renaissance in der ostdeutschen Orgellandschaft über Jahrhunderte nicht existent war. Als Schwalbennestorgel bezeichnet man Orgeln, die nicht auf der Empore stehen, sondern an oder vor einer Kirchenwand in großer Höhe aufgehängt sind. Historische Orgeln standen in der Regel auf kleinen korbförmigen Emporen, die in ihrem Aussehen an Schwalbennester erinnern.

Die Idee, eine Orgel als Grundkonzeption für den Neubau des Paulinums mit heranzuziehen, kam vom Leipziger Musikwissenschaftler Prof. Dr. Winfried Schrammek. Er war in den Schriften des Komponisten Michael Praetorius auf einen Verweis auf die Orgel in der »Paulinerkirchen zu Leipzig« gestoßen. Der Eintrag stammt aus dem Jahre 1619.

Die Gesamtkosten für die Schwalbennestorgel belaufen sich auf rund 650.000 Euro. Das Instrument wurde über Spenden finanziert, weshalb sie zunächst nur mit sieben Registern übergeben wurde. Zuletzt war das Spendenvolumen schließlich – auch dank einer Förderung aus den »Mauerfonds« – so weit gewachsen, dass die restlichen Register beauftragt werden konnten. In den vergangenen fünf Jahren waren nur sieben klingenden Register zu hören. Das ist eine Disposition, die der eines Instruments aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert entspricht und für den Einsatz in Gottesdiensten und Konzerten ein Kleinod war, aber mit der Erweiterung auf elf Register wird die volle Farbpalette der Gotik, Renaissance und des Frühbarocks in ihrem ganzen Klangreichtum hörbar.

In den fünf Jahren, in denen die Orgel in ihrer ersten Ausbaustufe genutzt wurde, hat sie sich bereits einen guten Ruf erworben: Die erste CD »Fortunata desparata«, eingespielt vom Universitätsorganisten Daniel Beilschmidt, wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.

Zur Einweihung der fertiggestellten Schwalbennestorgel werden die XII. Leipziger Universitätsmusiktage vom 21. bis 28. November 2021 dem Instrument gewidmet. Dabei wird die Musik alter Meister genauso neu zu entdecken sein wie Neukompositionen, die die Klänge des Mittelalters und der Renaissance mit denen des 20. und 21. Jahrhunderts verbinden.

Klangbeispiel

 

Die Schwalbennestorgel im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli wird in diesen Tagen vollendet | Foto: Christian Hüller

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