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Das Landesjugendorchester verabschiedet seinen Chef

Der langjährige künstlerische Leiter Milko Kersten verabschiedet sich nach 20 Jahren als Chefdirigent vom Landesjugendorchester Sachsen. Zu diesem besonderen Anlass wird eine Auftragskomposition von Torsten Rasch zur Uraufführung kommen.

Der gebürtige Dresdner Rasch hat sich international als Komponist von Filmmusik einen Namen gemacht und arbeitete unter anderem mit Künstlern wie den Pet Shop Boys, der Schauspielerin Katharina Thalbach und der britischen Theatergruppe Punchdrunk. »Mein Herz brennt«, ein Auftrag für die Dresdner Sinfoniker, eroberte die deutsche Klassikszene, wurde von der Deutschen Grammophon veröffentlicht und erhielt den Klassik ECHO. Die Texte stammen von der bekannten deutschen Metal-Band Rammstein. Zu der Auftragskomposition für das Landesjugendorchester Sachsen sagt Rasch: „Dafür plane ich in einer Suite Themen aus meiner Oper „Die fremde Frau“ neu zu be- und verarbeiten. In -von einem Prolog und einem Epilog umrahmten- drei Sätzen werden die Beziehungen zwischen Abraham und seinen beiden Frauen Sarah und Hagar ausgelotet. In ihrer musikalischen Darstellung basiert alles Material auf der ältesten Musik, die uns zur Zeit bekannt ist; der hurritischen Hymne Nr.6, die aus der Umgebung von Ur, Abrahams Heimatstadt stammt.“ Torsten Rasch wird bei dem Konzert in Dresden anwesend sein.

Das zweite Stück spiegelt ein Stück Zeitgeschichte wieder. Der lettische Komponist Pēteris Vasks, 1946 als Sohn eines Pfarrers geboren, absolvierte seinen Militärdienst in der Sowjetischen Armee und erlebte auf Grund seines Glaubens und seiner künstlerischen Überzeugungen Repressalien der russischen Kulturdoktrin. Diese Erfahrungen haben ihn geprägt. Auch in dem 1997 durch Gidon Kremer aufgeführten Violinkonzert »Fernes Licht» fehlt nie der Hinweis auf die Möglichkeit einer guten, »idealen Welt» -ein Hauch musikalisch akzentuierter Hoffnung. Das Werk entstand fünf Jahre nach der Emanzipation der baltischen Staaten und ist auch und gerade im 30. Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands sehr aktuell. Dazu sagt Vasks: »Die meisten Menschen haben heute keinen Glauben, keine Liebe und keine Ideale mehr. Die geistige Dimension geht verloren. Ich will der Seele Nahrung geben. Das predige ich in meinen Werken.«  »Fernes Licht» steht exemplarisch für diesen philosophischen Kosmos und ist ein Leitmotiv für das aktuelle Herbstprojekt des LJO Sachsen.

Als Jugendsinfonieorchester dem klassischen Repertoire verpflichtet, schließt die Beschäftigung mit der 8. Sinfonie von Antonin Dvořák den Kreis. Diese Sinfonie, 1890 in Prag uraufgeführt, ist vom folkloristisch-böhmischen Stil geprägt, zwar in traditioneller Satzfolge, aber dennoch frei und mit improvisatorischen Abschnitten. Sie ist eine Abfolge poetischer Stimmungsbilder. Man meint immer wieder, eine Landschaft zu sehen und hört Sequenzen, die an Tschaikowski erinnern, mit dem Dvořák befreundet war. In England feierte diese Sinfonie große Erfolge und erhielt deshalb den Beinamen: «die Englische»

Alle drei Stücke bekennen sich zur Kultur ihrer Herkunftsländer und ihrer Epoche, weisen parallel den Weg in neue Welten. Es geht um Grundsatzfragen des Glaubens und die Demut gegenüber der Natur. Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, sondern ein Teil von ihr. Wir können jederzeit umkehren wie Hagar.


»Fernes Licht«

Torsten Rasch (*1965 in Dresden): Hagar in der Wüste

Pēteris Vasks (*1946 in Lettland): Konzert für Violine und Streichorchester

Antonin Dvořák (1841-1904 in Nelahozeves): Sinfonie Nr. 8 op. 88

Landesjugendorchester Sachsen

Albrecht Winter, Violine

Dirigent: Milko Kersten

23.10.2020: 19:30 Uhr Markuskirche Chemnitz (Pestalozzistraße 5)

24.10.2020: 17 Uhr Ballsportarena Dresden (Weißeritzstr. 4)

25.10.2020: 19 Uhr Peterskirche Leipzig

Das Orchester ist ein Projekt des Sächsischen Musikrates und wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

 

 

Prof. Milko Kersten
Foto: anna.s.

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