Solidarität mit der Ukraine
Der Sächsische Musikrat zeigt sich erschüttert und verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriff der russischen Regierung auf die Ukraine, der uns mit einem überwunden geglaubten, aggressiv-menschenverachtenden Nationalismus konfrontiert.
Überhaupt ist es mit dem Nationalhaß ein eigenes Ding. – Auf den untersten Stufen der Kultur werden Sie ihn immer am stärksten und am heftigsten finden. Es gibt aber eine Stufe, wo er ganz verschwindet und wo man gewissermaßen über den Nationen steht, und man ein Glück oder ein Wehe seines Nachbarvolkes empfindet, als wäre es dem eigenen begegnet. J. W. Goethe, 14.03.1830
In der zurückliegenden Zeit haben wir starke Verwerfungen in unserer Gesellschaft beobachtet, die Widersprüche um die Corona-Maßnahmen herum waren und sind eine Herausforderung für das demokratische Miteinander, weil viele Menschen verlernt haben, sich in der Auseinandersetzung über Sachthemen zu respektieren und zu achten; verlernt haben, dass Ausgrenzung und Hass stets selbstzerstörerisch wirken. Eine hohe Stufe der Kultur zu erreichen, ist ein Prozess, ein ständiges sich entwickeln wollen. Wir sollten angesichts starker nationalistischer Strömungen in Mitteleuropa nicht hochmütig werden und anerkennen, dass der Krieg in der Ukraine nicht »vor den Toren« Europas, sondern, so wie auch schon in den 1990er Jahren in Jugoslawien, in Europa Realität ist.
Heute kommt es darauf an, diese gesellschaftlichen Brüche weiterhin zu bearbeiten, sich aber auch selbst zurückzunehmen und für das Wehe eines europäischen Nachbarlandes empfänglich zu machen, als wäre es unserem eigenen begegnet.
Im Besonderen die Erfahrungen aus Zeiten des kalten Krieges lehren uns, zwischen der russischen Führung und dem russischen Volk zu unterscheiden. Unsere Solidarität gilt allen friedliebenden Menschen in der Ukraine, die heute ihr Land und damit das Völkerrecht verteidigen. Sie gilt ebenso den vielen aufrechten Menschen, die in Belarus und in Russland gegen diesen Krieg demonstrieren und, anders als wir, damit ihre eigene Freiheit aufs Spiel setzen.
Es werden viele Menschen zu uns kommen und Hilfe benötigen – bereiten wir uns darauf vor und denken wir um – jetzt zu teilen und von unserem Wohlstand abzugeben ist möglich und mehr denn je notwendig.
Prof. Milko Kersten
Präsident